Deutschland,
wir haben ein Problem.
Unsere Sprache.
Sie ist zu männlich!
Die Lösungen, die in den vielen letzten langen Jahren so entwickelt wurden, um unsere Sprache inklusiver zu gestalten, sind für viele nicht besonders zufriedenstellend. Als Gründe dafür wahrnehmen, tue ich zweierlei.
1.
Der Mensch / Die Menschheit / Das Volk ist ein unglaublich träääges Gewohnheitstier.
Wir hassen Dinge, die wir nicht kennen. Wir machen uns lustig über Dinge, die wir nicht kennen. „Ich will es einfach nicht“ heißt es doch immer so schön reflektiert. Wir wollen mehr Wohnraum, es soll aber alles so bleiben. Wir wollen weniger Plastik, uns aber nicht anpassen. Wir wollen uns weiterentwickeln, glauben dabei aber jede Tradition wahren zu müssen. Menschen hassen, kritisieren und (in letzter Instanz) belächeln alles Fremde – Menschen, Dinge sowie eben Wörter.
2.
Die Lösungen sind leider gar nicht wirklich welche.
Das Binnen-I und der Schrägstrich sind ja bereits weitestgehend verworfen.
Aus demselben Grund sollte dies auch endlich mit der leider noch recht verbreiteten Methode, „beide“ Geschlechter zu nennen, passieren: Sie inkludiert ja eben auch nicht alle.
Aktuell scheint sich das Gendersternchen gegen Gendergap und Genderdoppelpunkt durchzusetzen – alle beeinträchtigen wie ich finde aber massiv die Lesbarkeit. Und obwohl ich es als recht reizend empfinde, nichtbinäre Menschen als Sternchen der Gesellschaft darzustellen (weniger allerdings durch eine Sprechpause bzw. „Genderpause?“), scheitert es doch genau dort, wo es eigentlich helfen sollte, nämlich darin, Menschen außerhalb der Binarität eine funktionierende Bezeichnung für sich selbst geben zu können – ist es nicht extrem deplatziert, ihnen mit „Du bist ein*e Künstler*in“ schon wieder beide Binärextreme aufzudrücken?
Die Idee zur Aussprache der sogenannten Genderpause stammt außerdem nicht aus dieser Debatte. Sie ist über dreißig Jahre alt (so viel zum Thema „träges Gewohnheitstier“) und sollte eigentlich zur Aussprache des Binnen-Is dienen. Nichtbinäre Personen sind dann heute also „mitgemeint“?
Auch Gerundium- und Partizipformen haben das Problem, dass sie im Singular kaum bis gar nicht funktionieren.
Und neue, genderfreie Formulierungen sind oft aufwendig zu finden. Die Zeit, das im nächsten Tab geöffnete genderfreie Wörterbuch für jedes dritte Wort (ich übertreibe) zu Rate zu ziehen, mag man in der Schriftform vielleicht haben, im alltäglichen Sprachgebrauch ist dies aber sehr unintuitiv und schwer umzusetzen.
Es muss eine einfache, auf möglichst viele Fälle anwendbare Lösung geben.
Und was ist denn überhaupt das Problem?
ER ist das Problem.
Also die Endung „er“. Lehrer, Mitarbeiter, Sonntagsfahrer. Also? Weg damit. Eine neue Endung braucht das Land!
Da so etwas („oh mein Gott!“) aber vermutlich viele Menschen wieder in die unter 1. beschriebene Gruppe fallen lässt, gibt es vielleicht ja eine, die wir halbwegs gewohnt sind. Und nach ausreichend Riesling kamen mir Wörter wie „Neuling“, „Zwilling“ und „Nützling“ vor die Nase.
Nun ist an diesen Wörtern etwas komisch (bzw. sind sie ein weiterer Beweis für unsere vollkommen genderversiffte Sprache): Durch den Artikel „der“ wirken sie eher männlich. Mit „Liebling“ kann ich aber auch irgendwessen Frau oder mit „Neuling“ einen Neuzugang (m/w/d) in einem Team beschreiben.
Das bedeutet wohl:
DER ist das Problem.
Also? Weg damit. Und einfach ganz neutral: das.
Ich möchte euch diese Idee hier vorstellen. Deshalb schreibe ich dieses Wörterbuch >>
Das
Mitarbeitling
Die
Expertlinge
Das
Regisseuling
Die
Rassislinge
Aber, aber ...
Die Liste der Wortlinge erweitere ich ständig, ich habe nur noch nicht den ganzen Duden durch, sondern ergänze nach und nach. Wenn ihr ein Wort sucht, das hier noch nicht vorhanden ist, Fehler findet oder Anmerkungen habt, meldet euch gerne: mailing[ett]dasling[pungd]de
Ich freue mich über jede Nachricht! : )
PS: Tut mir und euch den Gefallen und lest meine Texte mit demselben kleinen Augenzwinkern, mit dem ich sie geschrieben habe: ; )
Und an dieser Stelle: Einen herzlingen Dank an Jo, Viktor und Heidi.